Stören die elektromagnetischen Felder um Mobilfunk-Sendemasten
den Schlaf und erzeugen sie Kopfschmerzen? Kann die hochfrequente Strahlung
der Handy-Technik womöglich Hirntumore verursachen? Die Angst vieler
Bürger vor dem Elektrosmog wächst mit dem immer dichteren Ausbau
der Mobilfunknetze. Knapp 40 000 Sendeanlagen für Handys sind in Deutschland
breits installiert. Für die zukünftige Mobilfunktechnik UMTS
(Universal Mobile Telecommunications System) dürfte sich die Zahl
der Sendeanlagen noch kräftig erhöhen und damit zu einer deutlich
stärkeren Belastung mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
führen. Schon jetzt vermuten viele Menschen einen Zusammenhang zwischen
benachbarten Mobilfunkanlagen und ihren Befindlichkeitsstörungen.
Tatsache ist: Die elektromagnetische Belastung durch die Mobilfunk-Sendemasten,
beträgt nur einen Bruchteil der gesetzlich zugelassenen Grenzwerte.
Das gelte auch dann noch, so versichern die Mobilfunknetz-Betreiber, wenn
ihre Sender in großer Zahl nebeneinander auf dem benachbarten Hausdach
montiert sind. Dennoch wollen nicht alle Wissenschaftler ausschließen,
dass die Strahlung von Sendeanlagen wie den Handys selbst auch unterhalb
der zulässigen Grenzwerte biologische Effekte haben könnte.
«Ein höheres Krebsrisiko durch Mobiltelefone ist bisher nicht
belegbar», betonte Professor Jürgen Bernhardt von der Strahlenschutzkommission
des Bundesumweltministeriums vergangene Woche auf einer Expertenanhörung
der Bundesärztekammer in Berlin. Dennoch sei es zu früh für
eine Entwarnung, da noch keine Ergebnisse aus Langzeitstudien vorlägen.
Ähnlich sieht es mit den vielfach beklagten Befindlichkeitsstörungen
wie Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schlafstörungen und Herzbeschwerden
aus: Wissenschaftlich anerkannte Methoden, um eine «Elektrosensibilität»
nachzuweisen, gibt es bislang nicht.
Trotz mangelnder Beweise für eine Gefahr durch die Mobilfunktechnik,
warnt der Medizinphysiker Dr. Lebrecht von Klitzing von der Universität
Lübeck: «Die Leute, die über Beschwerden in der Nähe
von Mobilfunkanlagen klagen, müssen ernst genommen werden».
Denn es gebe zumindest Hinweise darauf, dass eine lang anhaltende Mobilfunkstrahlung
die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger macht und somit schädliche
Substanzen aus dem Blutkreislauf ins Gehirn eindringen könnten. Und
auch bei kurzzeitiger Bestrahlung ließen sich Reaktionen des Nervensystems,
der elektrischen Hirn- und Herzströme sowie der Hautdurchblutung beobachten.
Das Problem bei den Mobilfunksendern, die wesentlich schwächer strahlen
als etwa Fernseh- und Radiosender, sind womöglich die im Millisekunden-Abstand
«gepulsten» Signale. Der Lübecker Strahlenforscher warnt
deshalb auch vor schnurlosen Haus-Telefonen, die mit ähnlicher Technik
arbeiten. Die zukünftigen UMTS-Sender könnten das Problem der
gepulsten Stahlung aber vermeiden. Sie sollen gleichmäßiger
abstrahlen, als die bisherige Technik, sagen die Netzbetreiber, die Milliarden
in diese Technik investieren wollen.
Wegen der bisher nicht restlos aufgeklärten Strahlenwirkung wird
die Diskussion um die Handys wohl in Zukunft noch weitergehen. Verbraucher-
und Umweltverbände fordern, die bisherigen Grenzwerte für die
zulässige elektromagnetische Strahlenbelastung deutlich zu senken
und Sendemasten vorsorglich nicht in unmittelbarer Nähe von Schulen
und Kindergärten zu installieren. Die Mobilfunkbetreiber warnen dagegen,
mit einer unsachlichen Diskussion um eine vermeintliche Strahlengefahr
Umweltängste zu schüren, die auch zu den erwähnten Befindlichkeitsstörungen
führen könnten. «Wir sind nach heutiger Einschätzung
sicher, dass Mobilfunk eine sichere Technik ist», bekräftigte
Fritz Lauer von T-Mobil auf der Anhörung der Bundesärztekammer.
Je dichter das Netz der Sendeanlagen ausgebaut ist, so betonen die Betreiber,
desto geringer könne die Sendeleistung des einzelnen Mobilfunk-Geräts
ausgelegt werden. Das ist nicht ganz unwichtig, denn die Strahlungsbelastung
durch die Handys selber ist wegen ihrer Körpernähe deutlich höher
als die des Sendemasts auf dem benachbarten Hausdach.